Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen und Dokumentation
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/ #22022014-07-24 16:46Kommentar 23.06.2014 • Nr. 18895 Politiker und ihre christliche Befindlichkeit http://hpd.de/node/18895?page=0,0 KOBLENZ. (hpd) Deutschland erstickt im kirchlichen Mief. Und nicht nur in Nordrhein-Westfalen. Theologen und Pfarrer als Ministerpräsidenten oder Bildungsminister, das ist inzwischen Routine. Ein ostdeutscher Pfarrer als Bundespräsident kann die Deutschen nicht mehr erschüttern. Eine Pfarrerstochter aus der mecklenburgischen Provinz, die ausgerechnet den ehemaligen Vorsitzenden der judenfeindlichen Inquisitionsbehörde in höchsten Tönen lobt, als Bundeskanzlerin? Was soll`s? Erstmals in der Geschichte Deutschlands wird 2011 der Papst eingeladen, im Parlament zu sprechen und ein Strom audienzseliger Politiker ergießt sich in die Berliner Botschaft des Vatikans, einschließlich der Führer der einst so stolzen Arbeiterpartei. Betreiber dieser Einladung war das Bundestagspräsidium: Norbert Lammert, der sich sein Studium von der katholischen Cusanus-Stiftung hat finanzieren lassen, Wolfgang Thierse, der im Oktober 2011 den “Lieben Schwestern und Brüder” in der Gedächniskirche Berlin predigte, und Katrin Göring-Eckardt, Theologie-Studentin ohne Abschluß, die im Dunstkreis der Grünen ohne jegliche Berufserfahrung hochgekommen ist. Dazu passend die Besetzung des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung mit einer katholischen Theologin. Thüringens Ministerpräsidentin Theologin, der Wissenschaftsminister Theologe. In Rheinland-Pfalz eine ehemalige Grundschullehrerin für Religion als Ministerpräsidents-Anwärterin der CDU. Nicht weit davon entfernt, aus einem Eifeler Kaff, eine Bundesministerin für Arbeit und Soziales, die nie eine Werkbank gesehen hat und in der SPD “Jesus sucht”. Deutschlands Spitzenpolitiker müssen zwei Kernkompetenzen vorweisen: Partei- und Kirchentreue. Die beschworene Verpflichtung auf das Gemeinwohl tritt an die zweite Stelle. Amüsiert und entsetzt schaut man auf eine kirchenfromme Politikerkaste, die verantwortlich ist, dass in Deutschland das europäische Recht des Diskriminierungsverbotes im Bereich der Kirchen nicht durchgesetzt wird, dass Arbeiter und Angestellte in kirchlich geführten Einrichtungen nicht durch Gewerkschaften vertreten werden und Juden, Muslime und Nicht-Konfessionelle gezwungen werden, mit ihren Steuern die Gehälter christlich-kirchlicher Würdenträger zu begleichen. Unruhig schaut man auf eine Bundeskanzlerin, die anlässlich der Vorbereitungen zum Lutherjahr 2017 zu einer “missionarischen Komponente” aufruft. Die zulässt, dass Bischöfe, die weder die erforderliche Expertise nachweisen können, noch demokratisch legitimiert sind, an Problemen wie Praeimplantationsdiagnostik und Kernenergieausstieg herumdoktern. Das hat es in Europa noch nie gegeben: Bischöfe befinden darüber, ob Kernenergie und erhöhter CO2-Ausstoß aus konventionellen Kraftwerken gesellschaftlich vertretbar sind. Man bedenke: Die Regierung läßt nach der Entscheidung ihre Politik auf ethische Vertretbarkeit untersuchen! Ob eine solche Melange aus Missionierung und Parteipolitik angesichts einer wachsenden Zahl von Kirchenaustritten und Immigranten aus unterschiedlichsten Kulturkreisen den Parteien bekommt, mag dahingestellt bleiben. Aber einer Mittelmeerunion, dem innenpolitischen Frieden und dem Wohle der Wissenschaft und der freien Kulturentfaltung dienen diese Programme sicherlich nicht. Und der Freiheit des Denkens und dem Niveau politischer Auseinandersetzungen noch weniger. Beides hat ohnehin unter dem Bombardement von Schlagworten und dem überfallartigen Wechsel politischer und weltanschaulicher Positionen bedenklich gelitten. Selbst im Deutschen Ethikrat sitzen mehr Theologen als Philosophen, obwohl Ethik eine philosophische Domäne ist. Wenn wir so weitermachen, dürfte es wohl nicht lange währen, bis die ersten deutschen Politiker dazu aufrufen, die Christen in der Türkei und in Zentralafrika „zu retten“. Am ehesten wäre dies unter Einsatz deutscher Streitkräfte möglich. Ein Funke genügt und die Religionen gehen wieder aufeinander los. Es gibt Wahrheiten, die möchte man lieber nicht wahr haben. Eine dieser Wahrheiten ist, dass niemals in der Menschheitsgeschichte eine derart niederschmetternde Inszenierung von der grundsätzlichen Verworfenheit des Menschen auf die Bühne gebracht worden ist, wie die der christlichen Kirchen. Niemals wurden Kleinstkindern eine nicht tilgbare Schuld für Vergehen ihrer Ur-Ahnen angelastet. Niemals in der Geschichte der Religionen wurde ein Gott gezeichnet, der eifersüchtig darauf achtet, dass man ihn tagtäglich lobt und der in grotesker Maßlosigkeit selbst kleinste Vergehen mit ewigen Strafen vergilt. Niemals wurde eine Ethikbilanz durch Pogrome, Zwangsbekehrungen, Bücherverbote, Ketzervertreibungen, Diskriminierungen, Religionskriege, Inquisitionen und die paranoide Überzeugung, Frauen seien unter satanischer Führung darauf versessen, weitere Opfer zu umzingeln und müssten daher verbrannt werden, derart verhagelt wie im Falle der christlichen Kirche. Niemals geschah so viel Unrecht. Und es ist kein Ruhmesblatt für die “Nation der Dichter und Denker”, dass im Fernsehen und in den Zeitungen über die offensichtlichen Widersprüche zwischen Ur-Lehre und Kirchen-Lehre, über die christliche Banalisierung komplexer Prozesse und über die Infantilisierung Gottes mit Geburt, Krippe und Mutter nur unter devoten Verbeugungen und mit vielen rethorischen Kratzfüssen gesprochen werden darf. Zuletzt dienert der Vizepräsident des Landtags NRW, Eckhard Uhlenberg (CDU): “Was uns als Mensch und Gesellschaft hält, das Wichtigste ist Religion und Glaube …. Ohne Religion keine Grundsätze des Zusammenlebens” (hpd vom 20.06.2014). Unweit entfernt kämpft ein Chefarzt um seine berufliche Existenz. Sein Vergehen? Eine Scheidung mit nachfolgender Wiederheirat. Aber ein Düsseldorfer Spitzenpolitiker mahnt: “Das Wichtigste ist Religion”. Konsterniert fragt man sich, ob die deutschen Politiker jemals etwas von griechisch-römischer Kultur und von der islamisch-arabischen Hochkultur zwischen 700 und 1400 gehört haben, der Europa so viel zu verdanken hat? Und: Kann man das verstehen, dass Politiker und Historiker nach Aufklärung und Humanismus, nach Sozialismus und Menschenrechtsdebatte einfach das Leichentuch des Vergessens über tausend Jahre Auschwitz ziehen wollen? Tausend Jahre! Kann man sich das überhaupt vorstellen? Wo stände denn Europa heute ohne Griechen, Römer und Araber? Ohne Aufklärung, französische Revolution, Reichsdeputationshauptschluss und Säkularisation? Gewiss nicht dort, wo sich Europa heute befindet. Europa hätte vermutlich außerhalb des christlich-kirchlichen Territoriums keinerlei geistige und kulturelle Ausstrahlung. Denn die Kirche hat sich mit Judenverfolgung, Kreuzzügen, Reconquista, Islam-Bashing, Religionskriegen und Indio-Bekehrungen den Respekt bei anderen Völkern gründlich verbaut. Statt in einem liberalen Europa, mit allen Stärken und Schwächen, aber mit der Königskrone der Denk- und Meinungsfreiheit versehen, wäre der christliche Westen ohne Griechen, Römer, Araber und Aufklärer vermutlich den gleichen Weg gegangen wie der Islam ab dem 16. Jahrhundert: Zurück in den religiösen Fundamentalismus mit Verordnungen für alle Lebenslagen. So wollte es die katholische Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Mit dem Syllabus Errorum, einem Verzeichnis von achtzig “Irrtümern”, verwirft Papst Pius IX. im Jahre 1864 praktisch alle politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Maximen, an denen sich fortschrittliche Kreise der Gesellschaft inzwischen orientieren. Das Begründungsmuster ist simpel, willkürlich und in der Wiederkehr ermüdend: Es gebe erstens einen Gott, dieser sei zweitens ein christlicher und habe drittens zum jeweiligen Sachverhalt passende Eigenschaften. Letztere zimmert sich jeder Pfarrer und Gläubige selbst zurecht. Trotz Höllenqualen wird aus dem Rachegott ein “liebender” und selbst die blutige Inquisition stützt sich auf Gottes Wollen ab. Und wenn ein Bus verunglückt, bejubelt der Gläubige Gott, der ihn “wunderbar errettet” habe. Dass Gott nebenher dreißig Fahrgäste in den Tod geschickt hat, tut der “Gerechtigkeit Gottes” und seiner “Liebe zu den Menschen” keinen Abbruch. Diese Gottesbild-Bastelei macht jedes Gespräch über den christlichen Kirchengott sinnlos. Die via triumphalis des Christentums Das Christentum habe sich als Folge seiner Barmherzigkeit durchgesetzt, meinen Historiker und Theologen ohnehin. Aber die verdrängte, übertünchte und verleugnete Wahrheit lautet: In Europa haben Kaiser, Könige und Fürsten über den Beitritt ihrer Untertanen zur christlichen Kirche entschieden und nicht Werte. Wer herrschte, bestimmte die Religion der Untertanen. Das war der Tenor der Erlasse aller Kaiser, wie immer sie geheissen haben: Theodosius, Justinian, Karl der Grosse, Otto. Cuius regio eius religio war der Wahlspruch des 16. Jahrhunderts. Luther hat ihm nicht widersprochen. Wahr ist auch, dass die christliche Kirche eine Ewigkeit regiert hat und Könige und Untertanen nach ihrer Pfeife tanzen ließ. Und? Ist irgend etwas besser geworden? Zog Wohlstand in Europa ein? Genossen die Menschen die Möglichkeit, sich frei zu äußern? Gab es Frieden in den Hütten? Wurden die Güter gerechter verteilt, Schwarz und Weiß, Frau und Mann gleicher? Hat “die göttliche Liebe, die reinigende und erleuchtende Kraft des christlichen Glaubens, die christliche Tugend und Demut” (M. Grabmann, 1926), die Judenverfolgung und die Zwangsmissionierung verhindert? Die Inquisition und die Hexenprozesse, die Religionskriege und die Ausbeutung Lateinamerikas, den Missbrauch von Kindern und die Vatikanbank? Nichts dergleichen. Das Ergebnis könnte schlimmer nicht sein: Eine unvorstellbare Orgie von Gewalt pflügt die christliche Hemisphäre tausend Jahre lang um und um: Kerker, Folter, Menschen als Brikett. Kriege lösen einander ab, die Reichen werden immer reicher und die Diskriminierung der Frauen strebt einsamen Höhepunkten entgegen. Und die deutschen Historiker und Publikationsorgane schweigen. Aus Pietät, wie es heisst. Dabei sind religiöse Gefühle nicht schützenswerter als Empfindungen angesichts des Todes. Solche Gefühle verletzt man nicht. Aber ein politisch sanktioniertes Recht auf einen speziellen Schutz religiöser Gefühle ist in einer pluralistischen und weltoffen operierenden und vernetzten Gesellschaft überholt und auch nicht durchsetzbar. Worauf Religiösität einen Anspruch hat, ist Respekt gegenüber dem individuellen Glauben. Mehr kann der Gläubige nicht verlangen. Und mehr braucht die Welt auch nicht. Was die Welt braucht Was die Welt dagegen braucht, ist eine der Erde verbundene Ethik fern der Spekulationen. Keine Götterlehre, die eine “Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden”, die “Inkarnation des primitiven Aberglaubens” ist (Einstein, 1954). Die Welt braucht keine Ethik, die Bauern und Winzer auffordert, die Kinder in Gottesfurcht zu erziehen, wie dies die rheinland-pfälzische Verfassung tut. Keine, die sich an der Erlösung des Einzelnen orientiert, sondern am Wohl dieser Welt. Keine monoreligiöse Beschränktheit, die die Kulturen und Religionen Asiens kaum zur Kenntnis nimmt. Keine, die Forderungen stellt, die sinnlos überhöht sind oder nicht mehr dem heutigen Wissen und Können entsprechen. Was die Welt braucht, ist eine Ethik des Diesseits, die ihre Sittengesetze auf die verbindende Vernunft aufsetzt. Eine Ethik, die in ihren Grundsätzen die existenziellen Gegebenheiten des heutigen Weltgeschehens nachzeichnet und nicht über Sexualität und Ebenbild Gottes schwadroniert. Eine Ethik, die den Menschen als Teil der Natur abbildet und nicht als “Krone der Schöpfung”. Die die schrankenlose Vermehrung der Spezies Mensch als Ursache weltweiter Katastrophen beschreibt und nicht “wachset und vermehret Euch” fordert. Eine Ethik, die sich mit der Verwüstung der Erde und dem Bankrott des Tierschutzes beschäftigt, die die unanständige Bereicherung Einzelner geißelt und Konsumverzicht als der einzigen Lösung vorlebt, an der Katastrophe vorbeizuschlittern. Wir brauchen eine Ethik der Erde, die mehr im Auge hat, als der von Theologen durchlöcherte Deutsche Ethikrat, der “die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft […] auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen” bewertet. Diese auf Deutschland fokussierte Ethik, die sich mit Organspende, Sterbehilfe, Babyklappe, Beschneidung und ähnlichen Schrebergarten-Themen befasst, ist Ethik von gestern, die nicht wahrhaben will, dass die Erde im Sterben liegt, weil sich die Menschen wie die Kaninchen vermehren. Ethisches Denken muss sich heute zuallererst weltweit orientieren und fragen, was getan werden muss, um das Ressourcen vernichtende und Umwelt vergiftende Wachstum der Menschheit zu begrenzen. Dass dazu fromme Sprüche im Stile “Mehr Wohlstand für alle” nicht reichen, sollte sich angesichts der durch wachsenden Wohlstand generierten Autoflut in den früheren Entwicklungsländern langsam herumgesprochen haben. Wir brauchen eine Vernunfts-Ethik für morgen. Denn die religiös fundierte Ethik von gestern hat keines der großen Probleme bisher gelöst. Gott sorgt sich nicht, dass das Leben aus dem Takt gerät. Er hütet nicht die Hungernden in Mali, kümmert sich nicht um die letzten Leoparden, hält nicht den Eisbären auf seinem Marsch in den Aussterbehimmel auf, hat keine Lösung für das babylonische Menschengewimmel, gibt keine Ratschläge für die sichere Lagerung des Atommülls. Gott zeigt kein Interesse an Auschwitz und Stalingrad, Tsunamis und Hiroshima, Boni und Schuldenbergen, Beschneidung und aktiver Sterbehilfe. Der Mensch muss selber denken, die Welt sich selber sorgen. Der Aufbau einer solchen Ethik der Vernunft kann gar nicht anders geschehen als gegen eifernde Fundamentalisten, gegen islamische Hassprediger, gegen Pius-Brüder, gegen polnisch-katholische Fanatiker rund um den Sender Radio Maryja, gegen die fundamentalistischen Evangelikalen in den USA, gegen Politiker, die auf Unkenntnis aufgebaute Kirchenlehren zur Leitlinie ihrer Politik machen. Ohne neue Evangelien wird die Erde nicht überleben. Kann man das verstehen, dass Gebildete immer noch an eine Kirchenlehre glauben, die behauptet, Gott habe nach der Erschaffung der Erde rund fünf Milliarden Jahre gewartet, um die Menschen zu erlösen? Nicht die Ägypter und Neanderthaler werden erlöst, nicht die Griechen und Römer, nein, nur die Christen! Aber auch nur dann, wenn sie dem im 4. Jahrhundert dogmatisierten Dreifachgott huldigen. Die anderen kommen in die Hölle, sie haben zu früh gelebt! Kann man das verstehen, dass eine solche Kirche, die Gott unterstellt, er werde Milliarden um Milliarden Menschen in ein ewiges Höllenfeuer schicken, nur um auf heiligen Feuern ein fettes Kirchensüppchen zu kochen, immer noch zum Leitbild der Moral gemacht wird? Nein, verstehen kann man das nicht. Rolf Bergmeier |
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