Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen und Dokumentation


Guest

/ #1355

2013-11-11 19:50


VOLLES BEWUSSTSEIN ERWIESEN:
ERINNERUNGSVERMÖGEN EINES OCHSEN GETESTET
(Chicago, im Mai 1967)

„Mit der Vorstellung von der Blödheit der Tiere habe ich aufgeräumt“, sagt der Chicagoer Tierpsychologe Patfield. E r kaufte vor 2 Jahren auf dem Chicagoer Schlachthof ein noch lebendes Rind und einen Ochsen. Vorher hatte er verabredet, dass beide Tiere dem Schlachtvorgang von 150 Rindern „zusehen“ sollten. Dann wurden sie auf einen Viehtransporter verladen und auf eine von Patfield gemietete Wiese mit Stall gebracht. Vorher hatte Patfield dafür gesorgt, dass fünf Schlachter, die in den Schlachthäusern von Chicago arbeiten, dem Rind und dem Ochsen mehrfach bei Ausübung ihres Handwerks vorgeführt wurden. In den letzten zwei Jahren sahen die beiden vom Schlachthof weggekauften Tiere die Schlachter nicht wieder. Während der Ochse für sich allein blieb, wurde das Rind nach einem ersten Jahr in eine Herde eingelassen. Vorher hatte Patfield es mit zwei großen Ohrenmarken als Kennzeichen versehen.
Jetzt lud der Tierpsychologe die fünf Schlachter zu sich ein. Sie fuhren im Auto zur Separatweide des Ochsen. Das Tier hatte es sich im hohen Grase gemütlich gemacht. Es dauerte nur zwölf Sekunden. Solange stutzte er, als die sechs Männer aus dem Wagen stiegen. Dann wurde der Ochse wild, verwüstete seinen Stall und stürzte sich in den hohen und festen Weidedrahtzaun, in dem er verletzt liegen blieb. Er stöhnte und schnaubte angstvoll, als die Männer an ihn herantraten. Bei der Herde auf der Weide brach das markierte Rind als einziges aus, als die fünf aus Chicago in seiner Erinnerung gebliebenen Männer näher kamen. In panischer Angst stürzte es davon. Der absichtlich erst nach 24 Stunden eingesetzte Suchtrupp fand das Rind am fünften Tage der Suche 190 Kilometer entfernt, wo es sich einer fremden Rinderherde angeschlossen hatte. Es hatte 55 Kilogramm an Gewicht verloren.
Bei soviel Angst oder vielmehr Entsetzen schüttet der Körper enorme Mengen Adrenalin aus, die sich dann in den Leichenteilen der Tiere befinden. Da es sich auch bei toten Tieren um so genannte Leichen handelt, entstehen natürlich auch in der Tierleiche die berühmt-gefürchteten Leichengifte, die langsam aber sicher die Menschen vergiften – deren Körper, die Seele und den Geist.
Den Körper: Tiere stehen Todesangst aus, gerade vor und beim Schlachten, wodurch die Biochemie der verängstigten Tiere tiefgehenden Veränderungen unterliegt. Giftige Nebenprodukte werden überall im Körper erzeugt und vergiften somit den gesamten Körper.
Die Seele: weil Brutalität gegenüber Wehrlosen die Seele mit der Zeit abstumpfen lässt (viele machen sich über die erbarmungswürdigen Geschöpfe sogar noch lustig, weil sie es sonst nicht aushalten können…)
Den Geist: weil dieser ohne eine ausgeglichene Seele gar nicht reifen kann.
Und da wir in einer Gesellschaft leben, die dies kritiklos akzeptiert und ganz einfach konsumiert, dürfen wir uns nicht wundern, dass die Welt so ist wie sie ist, und wir das ganze deshalb auch verdienen (Krieg, Haß, Misstrauen, Kriminalität… usw.).
Nur wenn ICH bereit bin, MICH zu ändern, und das gilt für JEDEN, dann wird sich auch irgendwann das GANZE ändern.



KAVIAR – LUXUSFUTTER FÜR DIE REICHEN

…Fünf schwimmende Fabriken, weiß gestrichene Schiffe, liegen im Delta der Wolga, auf ihnen wird der Rogen verarbeitet. Lebend kommen die gefangenen Störe an Bord, allein die Weibchen, vorher aussortiert durch einen Stich mit der Hohlnadel in die Flanke. Einmal mit Wasser übergossen, das beruhigt den Fisch, und ab aufs Fließband. Dort wird dem lebenden Stör der Bauch aufgeschlitzt – Kaviar für den Export muß von bester Qualität sein, und die gibt es nur, solange der Fisch lebt…
(Zu diesem Artikel, der im März 1991 im „stern“ erschien, wurde u.a. der folgende Leserbrief abgedruckt – stern 16/91):
Hummer und Langusten verfügen über ein kompliziertes Nerven- und Sinnessystem und werden schon gedankenlos misshandelt, bevor sie lebend gekocht werden. Händler legen sie z.B. wochenlang auf Eis, was ihnen erhebliche Schmerzen zufügt. Es soll damit der Vorgang der Häutung unterdrückt werden. Schöne Aussichten, dann als Endlösung ins kochende Wasser geworfen zu werden.
(Patricia Wollny, Erlangen)




PROTEST EINER EWIG JUNGEN SAU

Weihnachten ist für mich und meine Freunde immer wieder ein Fest der Beklemmung, bedenkt man die unverminderte Beliebtheit von Schweinerippchen, Schweinswürsteln,
Schweinshaxn oder das entsetzlichste Grauen, Spanferkel mit einem Apfel in der klaffenden Schnute.
Ich und meine Freunde sind nicht so naiv, dass wir die archaische, linguistische Infamie, mit der das Tierreich mit dem Bösen gleichgeschaltet wird, übersehen werden. Das „Menschliche“ wird natürlich von den Menschen bis in alle Ewigkeit hochgehalten, während das „Tierische“, mit Ausnahme von Lämmern, Schmetterlingen oder Nachtigallen, als verwerflich oder gar kriminell hingestellt wird. Die Alltagssprache ist voller böser Bullen, läufiger Hündinnen, gefräßiger Raupen oder dummer Gänse oder Puten (besonders in dieser dunklen Jahreszeit).
Die Schlange galt in früheren Zeiten als Symbol des Heilens und nicht nur als teuflische Verführerin, aber bald war nur noch von einem „Geschlecht von Vipern“ oder von der am Busen genährten die Rede.
Die schlimmsten Opfer solch faschistoider Semantik sind von jeher meine Freunde und ich.
Brutale Polizisten oder verwesende Juden bezeichnet man als Schweine, Zoten nennt man
Schweinigelei, und Kleinkinder, die sich in die Höschen machen, bestraft man für diese „Schweinerei“. Es ist doch so – die Sprache, wie verzerrt oder lügenhaft auch immer, spiegelt
einen Teil der Realität wider. Welche Endlösung in welch finsterer Zeit droht uns noch? Die Zeiten waren für mich und meine Freunde eh schon finster genug. Wenn Hitchcock Vögel als
heimtückische Bedrohung präsentiert, ist das dann nicht eher eine Projektion uralter menschlicher Paranoia und das Zudecken der menschlichen Schuld an der Ausbeutung und Abschlachtung von Gottes nichtmenschlichen Kreaturen mit dem Hauptsymbol von Fließbändern in Schlachthöfen? Vorne gehen freundliche Kühe oder Pferde hinein und kommen am anderen Ende als Leim oder in einer Dose Hundefutter wieder heraus.
Die Heilige Schrift als Alibi zu benutzen ist nichts als ein rhetorischer Trick, die Korrumpierung des göttlichen Vertrags. Wegen des menschlichen Unvermögens, in einem heißen Klima für kühle Lagerung zu sorgen, war Moses so weise, vom Genuß von
Schweinefleisch abzuraten, aber bald verkam der vernünftige Rat zur Trichinen-Lüge. Die christliche Parabel des Perlen-vor-die Säue-Werfens ist außer als Beispiel absurder Poesie
ohne Wahrheitsgehalt. Denn denken wir einen Moment darüber nach, was ich und meine Freunde wirklich sind; was, in Drei-Moby-Dicks-Namen, sollten wir von Perlen wollen?
Außerdem, waren wir je Massen- oder Serienmörder, Babyficker oder betrügerische
Politiker?
Jedenfalls haben wir, ich und meine Freunde, die Schnauze gestrichen voll von diesem ewigen Missbrauch der Tier-(und Pflanzen-)Rechte und nicht nur der verbalen Art. Was ist die Wahrheit? würde das Schwein Sokrates fragen. Dieses Weihnachtsfest beispielsweise haben wir im Fernsehen mit ansehen können, wie man Truthähne in einen KZ-ähnlichen Pferch presst, wie Mäuse und Ratten und Hunde und Katzen und kleine Affen zum Ruhm der Pharmaindustrie der Folter ausgesetzt werden, wie harpunierte Wale elendiglich verenden, wie Möwen an dreckigem Öl verkleben, den alltäglichen Terror, die Geburt eines Judenjungen in einem schweinischen Stall, während gekochte, gebratene, geröstete Gänse, Hühner, Wachteln, Lämmer, Kälber, Kühe, Schweine und eine Vielfalt von Meerestieren
von menschlichen Menschen verschlungen werden, die ihre tierischen Vorfahren und das
evolutionäre Gebot nach Gerechtigkeit und Anständigkeit vergessen zu haben scheinen. Wenn
sie sich mit der verrückten Idee vom Überleben des Stärkeren zu entlasten versuchen, dann
lehnen sie sich ruhig zurück und warten auf die Invasion von ein paar krabbelnden Kriechtieren, die sich durch ihr Herz nagen werden.
Und wenn jemand sagt, man sei ein Schwein, weil man eine Welt von Gulags und Hiroschima, die Ozonlöcher in den Menschenköpfen, die Gewalt auf den Straßen und in den Kinderzimmern gemacht habe, dann gestatten Sie mir, diese böse Vision zu korrigieren, indem wir die Rollen tauschen und ich sage: diese Weihnachten bin ich ein Mensch, weil ich keine meiner Decken an die frierenden Kurden, kein Stück Brot an die aufgeblähten Babies im Sudan geschickt habe, kein tröstendes Wort für das von Skinheads angezündete türkische Kind gefunden, keine Kerze zum Gedenken an einen toten Kroaten oder Serben entzündet habe, ja, diese Weihnachten bin ich sehr menschlich, denn ich habe nicht das tierische Rückgrat, auf den nächsten Marktplatz zu gehen und mich als Protest gegen eine Welt von Amokläufern, Menschheit genannt, in Brand zu setzen.
Mit allerbesten schweinischen Grunzern bin ich
Ihre Miss Piggy
(in Miss Piggys Abwesenheit diktiert und unterzeichnet von George Tabori)



Ich glaube, daß spiritueller Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt, daß wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Verlangen zu töten.
( Mahatma Gandhi )




DANTE UND DER HUMMER
(Samuel Beckett)
Seine Tante sah sich den Hummer an. Er bewegte sich wieder .Er vollbrachte einen schwachen nervösen Akt des Lebens auf dem Wachstuch. Sie standen über ihm, blickten auf ihn hinab, der da nackt und kreuzförmig auf dem Wachstuch lag. Er zuckte wieder. Belacqua fühlte, dass ihm schlecht wurde.
„Mein Gott“, jammerte er, „er lebt ja, was sollen wir tun?“ Die Tante musste bloß lachen. Sie lief geschäftig zur Vorratskammer, um ihre Kochschürze zu holen, ließ ihn derweil allein auf den Hummer hinabglotzen, und kam in der Schürze mit aufgekrempelten Ärmeln wieder, zu allem bereit.
„Ja“, sagte sie, „das will ich auch hoffen, dass er lebt.“ -„Die ganze Zeit“, murmelte Belacqua.
Und als er plötzlich ihre grässliche Ausrüstung sah, rief er: „Was hast du vor?“
„Das Biest kochen“, sagte sie, „was sonst?“
„Aber es ist noch nicht tot“, protestierte Belacqua, „du kannst es so doch nicht kochen.“
Sie sah ihn befremdet an. War er plötzlich nicht mehr bei Sinnen?
„Sei doch vernünftig“, sagte sie unwirsch, „Hummer werden immer lebendig gekocht. Das muß sein.“ Sie packte den Hummer und legte ihn auf den Rücken. Er zitterte. „Sie merken nichts davon“, sagte sie.
In der Tiefe des Meeres war er in den grausamen Korb gekrochen. Stundenlang hatte er,
inmitten seiner Feinde, heimlich geatmet. Er hatte die Katze der Französin überlebt und Belacquas gedankenlosen Griff. Jetzt kam er lebendig in siedendes Wasser. Das musste sein.
Nimm auf in die Luft meinen leisen Atem.
Belacqua schaute auf das alte Gesicht wie Pergament, das in der schummrigen Küche grau aussah.
„Du stellst dich an“, sagte sie ärgerlich, „und störst mich nur, und dann beim Essen stürzt du dich drauf.“
Sie hob den Hummer vom Tisch hoch. Er hatte noch etwa dreißig Sekunden zu leben.
Nun ja, dachte Belacqua, es ist ein rascher Tod, Gott helfe uns allen.
Eben nicht.



„Kühe sind wunderliche Geschöpfe, gutwillig, aber auch unbegreiflich dumm und schwerfällig in ihrem ganzen Wesen. Es nützt wenig, ihnen liebreich in die Ohren zu flüstern, das verstünden sie in Ewigkeit nicht. Man muss ihnen alles, Hü und Hott und was sonst im Leben nötig ist, mit einem Prügel erklären, und auch dann dauert es noch eine ganze Weile, bis die Kuh vorne bemerkt, was ihr hinten geschieht.
Ein mütterliches Tier ist die Kuh, eine zärtliche Mutter für ihr Kälbchen! Immerfort leckt sie sein glänzendes Fell um und um und lässt es trinken, und dann schaut sie es wieder versunken an, mit dem ahnenden, dem schmerzlichen Blick, den alle Mütter haben. Niemals darf sie ihr Junges den Sommer über bei sich behalten, nein, jedes wird ihr genommen. Es könnte sein, dass die Kuh gar nicht so dumm und harthörig ist, dass ihr Schläge und Püffe nur schon lange nichts mehr ausmachen, weil sie an einem viel schwereren Kummer zu tragen hat, an einer tiefen Traurigkeit im Dunkel ihrer verwunschenen Seele.
(Karl Heinrich Waggerl)


„Jedes Lebewesen trägt in sich ein Licht.“ (Paul Claudel)


FLEISCH IST EIN STÜCK LEBENSKRAFT – SOLANGE ES LEBT!


„Solange die Menschen Tiere quälen, foltern, erschlagen, werden wir Kriege haben. Wie können wir irgendwelche idealen Zustände auf Erden erwarten, wenn wir die lebenden Gräber getöteter Tiere sind?“
( George Bernhard Shaw )